MIT statt FÜR

von | Dez 23, 2023

Partizipation und kulturelle Teilhabe

Partizipative Arbeit in Kultureinrichtungen beginnt mit der Einbindung der Zielgruppen, also z.B. lokaler Communities, Schüler:innen, Studierenden oder Lehrkräften – unmittelbar und auf Augenhöhe. Doch was bedeutet das genau? Welche Rolle nimmt die Zielgruppe ein? Sind sie nur Konsument:innen eines von Expert:innen entwickelten Bildungsangebots oder haben sie echten Anteil an der Entwicklung und Gestaltung, sind aktiv-produktiv einbezogen und damit lernbereit, wissensdurstig und neugierig?

Partizipationsstufen nach Nina Simon 

Die Partizipationstreppe nach Nina Simon

Die amerikanische Autorin Nina Simon beschreibt in „The Participatory Museum“ fünf Stufen der „Begegnung“ zwischen Museumsbesuchenden und dem Museum. Die Partizipationstreppe (siehe Abbildung) startet beim rein konsumierenden Museumsbesuch eines Einzelnen. Von Stufe zu Stufe steigt die Beteiligung der Besuchenden an den Museumsinhalten, indem sie sich zu den Ausstellungsstücken und Themen auf verschiedene Weise äußern können. Sie eignen sich die Themen aktiv an, kreieren idealerweise ihre eigene Ausstellung und treten in intensiven Austausch mit anderen Besuchenden oder Museumsmitarbeitenden, wodurch ein echter Diskurs entsteht. Dieser Prozess führt von der Ich-Perspektive zur Wir-Perspektive, von der Einzelperspektive zur Multiperspektivität, vom Individuum zur Gemeinschaft.

Die Unterscheidung zwischen echter Partizipation und Scheinpartizipation

Diese Dynamik spiegelt sich in der Partizipationsleiter von Roger Hart wider, die zwischen echter Partizipation und Scheinpartizipation unterscheidet. Echte Partizipation beinhaltet eine tatsächliche Einflussnahme und Mitgestaltung durch die Beteiligten, während bei der Scheinpartizipation der Einfluss der Beteiligten gering bleibt; sie sind eher Objekte der Entscheidungen anderer als aktive Mitgestalter.

Mit diesen Stadien einher geht eine Bewegung vom Ich zum Wir, aus der Einzelperspektive hin zu einer Multiperspektivität, vom Individuum zum Miteinander. In diesem Übergang liegt das wahre Potenzial der Partizipation, die nicht nur die Beteiligten, sondern auch die gesamte Gestaltung und Ausrichtung transformiert.