KI als künstlerische Assistenz – Einblicke in eine inspirierende Diskussion im Kunsthaus kaethe:k

von | Sep 30, 2024

In Köln fand kürzlich im Kunsthaus kaethe:k eine spannende Talkrunde statt, bei der es um ein brandaktuelles Thema ging: die künstlerische Arbeit mit KI – insbesondere für Künstler:innen mit Behinderung. Als KuBi Academy haben wir den Kontext von KI und Weiter- bzw. Fortbildung als einen zentralen Aspekt zukünftiger Empowerment-Strategien bereits in unser Portfolio übernommen. Die Ausweitung auf das Thema Inklusion ist uns besonders wichtig. Und so entstand eine gewinnbringende Zusammenarbeit mit dem Kunsthaus kaethe:k. Anke von Heyl führte durch den Abend und Daniel Autenrieth steuerte eine viel gelobte Keynote bei. Für das Podium waren diese Experten vom Kunsthaus eingeladen worden: Prof. Lasse Scherffig von der Köln International School of Design, Bernhard Spelten von Piksl.

Künstler:innen mit Behinderung und KI – ein neuer Zugang zur Kreativität?

Die Künstler:innen des Kunsthauses kaethe:k haben sich vor einiger Zeit in einem Workshop unter der Leitung von Malo mit bildgenerierender KI auseinandergesetzt. Die zentrale Frage des Abends: Wie kann KI als künstlerische Assistenz dazu beitragen, dass Menschen mit Behinderung sich in ihrer Arbeit professionalisieren können? Welche Potenziale, aber auch Herausforderungen, bringt der Einsatz dieser Technologie mit sich? Dafür, dass sie sich experimentell an das Thema herangetastet haben, muss man das Kunsthaus und deren Leitungsteam Melanie Schmitt und Maren Walter ausdrücklich loben. Denn zu oft wird fernab jeglicher Praxis am grünen Tisch über die Rahmenbedingungen für den Einsatz von KI diskutiert. Folgerichtig, dass daraus das Bedürfnis erwuchs, den Kontext noch einmal mit Fachleuten zu diskutieren. Damit der Inhalt auch für die Zielgruppe nachvollzogen werden konnte, wurde mit Anne Leichtfuss eine Expertin für die Übersetzung in Leichte Sprache engagiert.

„KI wird dich nicht ersetzen, aber Menschen, die KI nutzen, werden es tun“ – Die Keynote von Daniel Autenrieth

Daniel Autenrieth legte in seiner Keynote den Finger in die Wunde: Es geht nicht darum, ob KI Menschen ersetzt, sondern darum, wer die Technologie sinnvoll einsetzt. KI ist ein Werkzeug – und wie wir es nutzen, entscheidet über den Erfolg. Die Möglichkeiten sind nahezu unbegrenzt: Texte, Videos, Bilder, ja selbst Fake News lassen sich mit KI erstellen. Das kann einerseits bereichernd sein, birgt aber auch Risiken.

Sein Appell war klar: Um KI wirklich als Chance zu begreifen, müssen wir uns aktiv mit ihr auseinandersetzen. Es geht darum, Kompetenzen aufzubauen, eigene Potenziale zu erkennen und die Technologie zu verstehen. Nur wer weiß, wie KI funktioniert, kann sie auch im positiven Sinne nutzen und ihre Entwicklung mitgestalten.

Mitgestalten statt passiv nutzen: Forderungen an die Zukunft

Ein zentraler Aspekt der Talkrunde war die Frage, welche Forderungen wir an Tech-Firmen und Kulturpolitik stellen müssen, damit die Bedürfnisse von Menschen mit kognitiven Einschränkungen berücksichtigt werden. Es wurde betont, wie wichtig es ist, Barrieren abzubauen und Menschen mit Behinderung die Möglichkeit zu geben, sich auch in der digitalen Welt frei zu entfalten.

Bernhard Spelten unterstrich, dass die Zugänglichkeit von KI-Technologie eine entscheidende Rolle spielt. Moderne KI-Systeme eröffnen gerade für Menschen mit Behinderung neue Chancen, sich kreativ auszudrücken und an der technologischen Entwicklung teilzunehmen. Allerdings müssen dafür bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein – besonders im Bereich Sprachkompetenzen, die notwendig sind. Prof. Lasse Scherffig blickte auch noch einmal aus der Warte des Usability Designs auf die Frage, wie müssen KI Anwendungen gestaltet sein, dass man sie intuitiv nutzen kann.

Die Medienpädagogik als Schlüssel zur kreativen Auseinandersetzung mit KI

Es wurde zudem diskutiert, wie wichtig es ist, Menschen zu ermutigen, ihre eigene Rolle in der KI-Welt zu überdenken. Statt KI nur passiv zu nutzen, können wir aktiv eigene Projekte gestalten, die Grenzen austesten und die Systeme im positiven Sinne „hacken“. Damit sind nicht etwa illegale Aktivitäten gemeint, sondern kreative und innovative Ansätze, um KI auf neue, unerwartete Weise zu nutzen. Die Erfahrungen, die die Künstler:innen aus dem Kunsthaus kaethe:k mit den KI-Experimenten gemacht haben, helfen dabei, genauer die Schnittstellen zu möglichen Nutzungsszenarien zu definieren. Dabei wurde nicht nur das eigene künstlerische Tun reflektiert, sondern getestet, was KI als Assistenz-Tool für Potenziale mitbringt.

Fazit: KI als Chance – wenn wir sie gestalten

Der Abend im Kunsthaus kaethe:k hat gezeigt: KI ist ein Werkzeug, das enorme Potenziale bietet – gerade für Künstler:innen mit Behinderung. Es liegt an uns, wie wir es einsetzen. Mit der richtigen Unterstützung und einem offenen Diskurs kann KI dazu beitragen, künstlerische Ausdrucksmöglichkeiten zu erweitern und Barrieren abzubauen. Doch dafür müssen wir aktiv werden, uns einbringen und dafür sorgen, dass unsere Stimmen gehört werden – sei es in der Tech-Industrie oder der Kulturpolitik.

Mit einigen auch kritischen, gleichzeitig aber hochinteressierten Beiträgen aus dem Publikum war es eine inspirierende Diskussion, die deutlich machte, dass wir die Zukunft der KI selbst in die Hand nehmen müssen und Forderungen für deren Gestaltung in den Diskurs einspeisen sollten.

Vielen Dank Mona Kakanj für die wunderbaren Fotos!